Dienstag, 12. Januar 2016

[Formel 1] Die Reifenregeln 2016 erklärt

Das Jahr 2016 ist gerade einmal ein paar Tage alt und schon sind die Augen auf die neue Formel 1 Saison gerichtet. Die Teams arbeiten auf Hochtouren an den neuen Boliden, schließlich geht es bereits im Februar mit den offiziellen Wintertests in Barcelona los. Davor gibt es allerdings noch Reifentests von Alleinausrüster Pirelli, welche im französischen Le Castellet stattfinden.

Die Autos müssen dann bereits dem neuen Reglement entsprechen, welches sich auch für 2016 etwas geändert hat. Die Unterschiede im neuen Regelwerk sind noch nicht so drastisch wie sie es für die Saison 2017 sein werden, dennoch gibt es Änderungen, welche den Teams und auch den Fans Kopfzerbrechen bereiten könnten.

Die wahrscheinlich komplizierteste betrifft dabei die Reifen. Pirelli hat für die aktuelle Saison eine neue Reifenmischung auf den Markt gebracht, den pink markierten Ultrasoft. Dieser ist noch weicher als der rot markierte Supersoft. Dadurch bietet er zwar noch mehr Grip, allerdings verringert sich auch die Laufleistung um ein wesentliches. Im Jahr 2016 wird es somit fünf Mischungen für trockene Verhältnisse geben und weiterhin zwei für nasse.

Kompliziert wird es allerdings erst bei der Zusammensetzung der Reifensätze für die Rennwochenenden. Den Fahrern stehen 13 Sätze zur Verfügung, genau wie im Vorjahr. Jedoch kann jeder Fahrer selbst entscheiden, aus welchen Mischungen diese Sätze bestehen. Pirelli bringt an jede Strecke drei verschiedene Pneus. Den Fahrer steht es nun frei zur Verfügung, mit welchen und mit wie vielen von diesen Reifen die 13 Sätze gefüllt werden. Am wird dies am folgenden Beispiel erläutert:

Pirelli bringt nach Australien die vorgeschriebenen 13 Reifensätze für jeden Fahrer. Der Einfachheit halber, bringt der Reifenhersteller die Mischungen Soft, Medium und Hard. Von diesen 13 Reifensätzen nimmt sich Pirelli drei. Zwei Reifensätze werden für das Rennen reserviert und ein Reifensatz, welcher aus der weichsten Reifenmischung für das Wochenende besteht (in diesem Fall also Soft) für die letzte Qualifikationsrunde, dem Q3. Bleiben den Fahrern noch zehn Reifensätze.

Fahrer A beschließt, diese mit zwei Soft, vier Medium und vier Hard zu füllen. Am Freitag steht nun das erste freie Training am Programm. Das Team von Fahrer A möchte hier nur feststellen, ob alles am Auto funktioniert, sie fahren also mit der langsamsten Reifenmischung, dem Hard. Nach 40 Minuten des ersten freien Trainings muss ein Reifensatz aus diesen zehn an Pirelli zurückgegeben werden. Da Fahrer A von den Reifen des Typen Hard die meisten besitzt und bereits ein Satz angefahren wurde, beschließt man sich, genau diesen Reifensatz zurückzugeben. Das restliche freie Training bestreitet man mit einem Medium Reifen. Nach Ende des ersten freien Trainings muss ein weiterer Reifensatz zurückgegeben werden. Also wird auch dieser Reifensatz zurückgegeben. Bleiben Fahrer A noch acht Reifensätze. Nach dem zweiten und dem dritten freien Training müssen wieder je zwei Reifensätze an Pirelli zurückgegeben werden. Fahrer A gibt zwei Mediums und zwei Hards zurück. Nun bleiben Fahrer A also nur noch vier von seinen frei gewählten Reifen übrig, bestehend aus zwei Softs, einem Medium und einem Hard.

Am Samstag findet schließlich die Qualifikation zum Rennen statt. Das Qualifying besteht aus drei Runden, Q1, Q2 und Q3. Für Q3 wurde von Pirelli wie vorher erwähnt, ein Reifensatz von den ursprünglich 13 reserviert. Da Fahrer A für ein Team fährt, welches über ein relativ gutes Auto verfügt, entscheidet er sich, mit dem langsameren Medium zu fahren. Er kommt ohne Probleme in Q2. In diesem Qualifikationsabschnitt muss er allerdings schon den etwas schnelleren Soft aufziehen um es in die letzte Runde zu schaffen. Er bewältigt auch diese Hürde und steht in Q3. Nun muss er den von Pirelli extra für diesen Abschnitt reservierten Reifen verwenden, welcher ein Soft ist. Dieser wird am Ende von Q3 zurückgegeben. Am Ende steht er auf einem guten Startplatz, das Rennen kann also losgehen.

Nun ist Sonntag und die Fahrer begeben sich auf das Starterfeld. Da die Regeln allerdings besagen, dass alle Fahrer, welche Q3 erreicht haben, mit den Reifen starten müssen, mit denen sie die schnellste Zeit in Q2 gefahren haben, ist die erste Reifenwahl relativ einfach. Fahrer A startet also mit den Softreifen. Nun hat Pirelli für das Rennen zwei Reifensets zurückgelegt, von welchen mindestens einer verwendet werden muss. Dazu kommt, dass man in einem Rennen mit mindestens zwei verschiedenen Mischungen fahren muss. Pirelli hat die Reifen Hard und Medium zurückgelegt. Nun liegt es am Fahrer und am Team wie sie strategisch vorgehen. Wie bereits erwähnt, kann man auf den weicheren Reifen zwar schnellere Rundenzeiten fahren, allerdings nutzen sich diese auch schneller ab. Das Team hat für Fahrer A folgendes berechnet: der Soft hält 10 Runden, der Medium zirka 20 und der Hard 40. Fahrer A startet mit dem Soft, kommt nach 10 Runden in die Boxengasse. Da er von seinen zehn frei gewählten Reifensätzen noch einen ganz frischen Soft besitzt, zieht er diesen auf und fährt weitere 10 Runden. Das Team hat auch berechnet, dass eine "zwei Stopp-Strategie" am schnellsten wäre, also zieht Fahrer A nun die eigentlich langsamste, aber langlebigste Reifenmischung, den Hard, auf. Damit kommt er bis ans Ziel. Somit hat er, den Regeln entsprechend, zwei Reifenmischungen verwendet und aus einem der zwei von Pirelli reservierten Sätzen zurückgegriffen, nämlich den Hard.

Wie man sehen kann, ist die Reifensituation dieses Jahr mehr als nur kompliziert. Dadurch stehen den Teams aber auch mehrere Strategien zur Verfügung, da man nun aus drei Reifenmischungen wählen kann und die Zusammensetzung der Reifensätze selber wählen kann. Wie das ganze letztendlich aussieht und ob es für den Fan auch zu einem qualitativ besserem Rennen kommt, wird man spätestens beim ersten Rennen der Saison in Melbourne, Australien sehen. Dieses findet am 20. März statt.


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